Du willst eine neue Marke positionieren oder in deinem Barbershop eigene Private Label Produkte anbieten? Hierfür gibt es heutzutage diverse Möglichkeiten, aber leider auch ein paar rechtliche Schritte, die zu überwinden sind. Gut, dass es hierfür mittlerweile kompetente Produzenten gibt, die dich auf dem gesamten Weg zum fertigen Produkt begleiten. Doch vor Allem steht am Anfang eines fest: es gibt unzählig viele Fragen.

Muss jedes Private-Label-Produkt neu zugelassen werden? Welche Kosten kommen auf mich zu? Welche Mindestbestellmengen gibt es? Kann ich die Produkte des Produzenten an meine eigenen Bedürfnisse anpassen?

Wir haben uns mit Simon Drath, Private Label Produzent für Bartpflege und Haarstyling-Produkte sowie Inhaber von Fitters Statement Styler, unterhalten, um die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur eigenen Marke durchzugehen und genau diese Fragen zu klären.

Warum ist es sinnvoll als Barbershop Produkte unter eigener Marke zu verkaufen?

Private Label Bartöl und White Label Bartpflege machen Sinn. Zahlreiche Barbershops nutzen und profitieren schon von diesem Angebot. Ein Private Label zeigt Größe. Es zeigt, dass sich ein Barber Shop oder Salon Gedanken gemacht hat und etwas anderes, besonderes anbieten möchte, als was sonst in vielen Regalen steht. Auch, wenn es nur ein oder zwei Produkte sind. Es zeigt Expertise.

Die Qualitätsansprüche des Kunden an den Barbershop werden vom Kunden automatisch zu Qualitätsansprüchen an die Produkte. Es ist daher ratsam, immer ausgiebig zu testen, bevor das Private Label in die Produktion geht. “Alle Mitarbeiter des Teams müssen von ihrer künftigen Eigenmarke überzeugt sein. Erst dann macht das Verkaufen Spaß. Dann haben alle was davon – und erst recht der Endkunde. Der kann das Private Label übrigens nicht im Onlineshop oder in der Drogerie kaufen, sondern nur bei “seinem” Barber Shop bzw. Salon. Eigene Produkte werden so ganz schnell zu einem Instrument zur Kundenbindung” so Simon Drath von Fitters.

Schlussendlich wird sich das Angebot von gebrandeten Privat Label Produkten auch positiv auf die Produktmarge und den Umsatz auswirken. Eine gute generell gütige Übersicht über die Vorteile einer Eigenmarke hat Slideshare entwickelt.

Was bringt dem Barbershop ein Private Label Bartöl oder Bartbalsam?

Was gilt es bei Private Label Bartpflege zu beachten, welche Zertifizierungen benötige ich?

Wir haben uns hierzu ausgiebig mit dem Experten für eigene Marken und Produkte unterhalten – Simon Drath. Die Produkte seiner Real Barber Collection dienen schon einigen Barbershops zur Grundlage, um eigene Marken für den Barbershop zu produzieren. Es folgt ein Auszug aus unserem Gespräch.

BSF: Hallo Simon. Viele Barbershops finden das Thema der Eigenmarken kompliziert und fürchten lange, bürokratische Prozesse in der Zulassung. Muss jedes Private-Label-Produkt neu zugelassen werden oder gibt es hier eine andere Möglichkeit, solange der ursprüngliche Hersteller draufsteht und es sich um das exakt gleiche Produkt handelt?

Simon: Das Wort “zulassen” ist vielleicht missverständlich. Wir lassen jedes Produkt beim CPNP (Cosmetic Product Notification Portal) der EU notifizieren. Sofern wir auf dem Etikett referenziert werden, läuft das alles über uns. Selbstverständlich wird eine Produktinformationsdatei (lt. Kosmetikverordnung Anm. d. verf.) geführt. Der Auftraggeber, also der Barber Shop oder Salon, trägt aber die rechtliche Verantwortung für die Inverkehrbringung. Das heißt, dass er sehr genau darauf achten muss, dass er zum Beispiel keine Markenrechte Dritter verletzt. Zum Beispiel durch den Namen oder das Logo des Produktes.

BSF: Okay, das klingt ja schon deutlich weniger kompliziert. Welche Kosten kommen hier ca. auf die Person oder den Barbershop zu und wie lange dauert der Prozess?

Es gibt einige Kunden, die ausschließlich ihren Namen auf dem Etikett sehen möchten. In diesem Fall muss die Notifizierung anders erfolgen und der Kunde muss beim CPNP Portal angemeldet sein. Weiterhin entstehen uns durch diese andere Vorgehensweise Kosten, die wir weiter belasten müssen. Bei kleineren Abnahmemengen unter 300 Stück würden wir deshalb immer empfehlen, dass wir als Hersteller referenziert werden. Das Private Label hat dadurch ja keine Nachteile, schließlich ist auf der Produktvorderseite klar im Fokus das jeweilige Label abgedruckt und auf der Rückseite gibt es auch noch Platz für das Private Label – z.B. durch Nenneung der Internetseite etc.

BSF: Welche Mindestbestellmengen je Produkt gibt es?

Das hängt ganz vom Produkt ab. Die meisten Barber-Produkte wie Bartöl oder Bartshampoo können wir schon ab 60 Stück als Private Label anbieten.

BSF: Ist es euch möglich, eure Produkte für Barbershops oder andere Interessenten anzupassen bzw. zu verändern?

Durch eine individuelle Bedruckung ist das Produkt ja schon im Prinzip ein Unikat. Wenn zum Beispiel ein Barber Shop seine Stylingpaste jedoch nicht in eine Kunststoffdose, sondern in eine Aludose abgefüllt haben möchte, können wir auch das realisieren. Je nach Produkt muss das aber geprüft werden. Jetzt bezieht sich deine Frage aber sicherlich auch auf die Rezeptur. Da sage ich: Holt euch im ersten Schritt erst einmal ein Muster von uns – und ihr werdet vom Resultat, vom Geruch und von der gesamten Optik sicherlich überzeugt sein. Eine kleine Änderung der Rezeptur ist aber grundsätzlich möglich. Allerdings ist diese mit weiteren Kosten verbunden. Chemiker müssen prüfen, ob die gewünschte Rezeptänderung problemlos realisierbar ist, eine neue Produktinformationsdatei muss geschrieben werden. Für große Salons ist das sicherlich stemmbar, bei kleineren Barbershops steht aber auch die Kosten-Nutzen-Situation im Fokus.

BSF: Bietet ihr verschiedene Verpackungsformen an oder ist man auf eine je Produkt begrenzt?
Im Prinzip hat jedes Produkt eine vorgegebene Verpackung – sonst könnten wir nicht mit so geringen Mindestbestellmengen arbeiten bzw. sonst wären die Produkte teurer. Aber wie gerade schon gesagt: Ein paar Ausnahmen können wir schon machen. Für unser Bartöl, Liquid oder Shampoo empfehlen wir als weitere Umverpackung unsere Runddose, die optional mitbestellt werden kann. Somit wird das Produkt zusätzlich aufgewertet und wir können diese Dose in 4c drucken. Für alle anderen Produkte bieten wir Aludosen oder Säckchen an, die 1 C bedruckt werden können.

BSF: Simon, vielen Dank, dass du dir Zeit für unsere Fragen genommen hast.

(Du bist an Private- bzw. White Label Lösungen interessiert. Auf der Internetseite der Real Barber Collection kannst du ganz einfach bei Simon bzw. Fitters anfragen). Die Pflegeprodukte von Fitters werden ausschließlich Made in Germany hergestellt.

Wo kann ich Private Label Bartpflege und Haarpflege herstellen lassen?

Generell gibt es in Deutschland mehrere Möglichkeiten Private Label Kosmetik herstellen zu lassen. Das Angebot wird allerdings kleiner, wenn man sich auf Bartpflege- und Haarstyling-Produkte fokussiert. Suchst du zudem nach einem Anbieter, der dich auf dem gesamten Weg vom Design bis zum fertigen Produkt in deinem Barbershop begleitet, schrumpft die Anzahl der potentiellen Hersteller erheblich.

Auf die Frage, warum sich Barbershops für Simons Produkte entscheiden sollten, antwortet er: “Eigentlich solltest du diese Frage unsere Kunden stellen ;-). Wir sind ein kleines Unternehmen, können daher speziell auf unsere Kunden eingehen und beantworten auch nach Feierabend die ein oder andere Frage. Unser Herz schlägt seit über 10 Jahren für Hairstyling und Bart. Der größte Vorteil für unsere Kunden ist sicherlich, dass wir unsere Kosmetikprodukte ausschließlich in Deutschland herstellen lassen und es sich um bewährte, qualitativ hochwertige Rezepturen handelt. Weiterhin schätzen unsere Kunden auch, dass wir sie bei der Produktgestaltung und Warenpräsentation mit Flyern und Deckenbannern etc. nicht alleine lassen.” Gute Aspekte.

In unserer Recherche sind sicherlich die relativ geringen Mengen ein klarer Pluspunkt für Simon und Fitters Statement Styler. Es gibt noch weitere Hersteller, die meist aber größere Mindestbestellmengen fordern. Es empfiehlt sich anzufragen und zu testen. Ein erwähnenswerten Hersteller wäre sicherlich noch Naturkosmetik Van Häring, die unter anderem das Alböl produzieren. Auch die Firma Dreiz Cosmetics aus Schwäbisch Gmünd bietet viele Private Label Bartpflegeprodukte an. Hier findest du deren Produktübersicht als PDF.